Neue Trendsportart "Bouldern" im Allgäu eingeführt

Text: Harald Röker

"Schaug amol do, dia luaget uus, als ob se d’wiber nuusgworfa ham..." – über solche und ähnlich Sprüche durfte ich den letzen Monaten des öfteren herzlich schmunzeln, wenn ich zusammen mit meinen Freunden mit unseren dicken Absprungmatten plus Rucksack auf dem Rücken auf dem Weg zu unseren "Boulderfelsen" gesehen wurde.

Aber was ist dies nun eigentlich, dieses "Bouldern"? Bouldern ist eine uralte Spielform des Kletterns, das früher hauptsächlich zu Trainingszwecken praktiziert wurde, sich aber mittlerweile als eigenständige Sportart, besonders bei jüngeren Kletterern etabliert hat. "Gebouldert" wird an niedrigen Felswänden und Blöcken in Absprunghöhe. Das heißt, dass man sich maximal in einer Höhe bewegt, aus der man wieder gefahrlos auf seine spezielle Schaumstoff-Absprungmatte (Crashpad) herunterspringen kann. Diese Matte polstert auch einen eventuellen Sturz ab. Zusätzlich fungieren die Freunde als sogenannte "Spotter". Sie stehen zum Auffangen des Kletternden bereit, so dass sich dieser wohlbehütet ganz aufs Wesentliche, in diesem Fall das Bouldern, konzentrieren kann.

Das Ziel des Boulderns ist es, ganz bestimmte, schwierige Passagen an einer Felswand oder einem Felsblock zu klettern. Dabei kann man spielerisch an die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit herangehen und extremste Kletterzüge vom Boden weg realisieren, wie dies in langen Kletterrouten kaum möglich ist. Besonders interessant ist hierbei das Ausprobieren (Ausbouldern) der leichtesten Möglichkeit eines vom Fels gestellten Problems, das heißt, wie verwende ich die vorhandenen Griffe und Tritte am besten, um schlussendlich alle Kletterzüge des jeweiligen "Boulderproblems" ohne absetzen aneinander reihen zu können.

Eine der Geburtsstätten des Boulderns ist das französische Fontainebleau bei Paris, wo unzählige Sandsteinblöcke umher liegen. Von dort kommt auch die fürs Bouldern gebräuchliche Fontainebleau-Schwierigkeitsskala, die von einfach (Fb 1 = vergleichbar mit UIAA 3) bis extremst schwer (Fb 8c = vergleichbar mit UIAA 11) reicht.

In den letzten Jahren hat sich diese Sportart auch im Deutschen Mittelgebirgs- und Schweizerischen/Österreichischen Alpenraum etabliert und findet nun Einzug ins Allgäu.

Neben 2 bis 3 bereits bestehenden Bouldergebieten in der Region, habe ich zusammen mit meinem Bruder Uli sowie einigen Freunden 2006 über 500 neue Boulderprobleme in zahlreichen Gebieten vom Oberallgäu bis ins Lechtal erschlossen. Die Schwierigkeiten sind hervorragend verteilt und reichen heutzutags von ganz leicht (Fb 2) bis zu absolutem Weltklasseniveau (Fb 8c), so dass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Zusammen mit der bemerkenswerten Gesteinsvielfalt des Allgäus auf engstem Raum (Konglomerat, Sandstein, Kalk) ist so eines der interessantesten Bouldergebiete der Republik entstanden, und man darf gespannt sein, wie die Entwicklung dieser tollen Spielform des Kletterns weiterhin verläuft.

Informationen zu 23 Bouldergebieten der Region bietet der Gebietsführer "Allgäu-Block – Bouldertopo Allgäu-Lechtal". Darin werden die Bouldermöglichkeiten mit detaillierten Zugangsbeschreibungen und dem Verlauf der jeweiligen Boulderprobleme genauestens mit vielen Skizzen und Fotos beschrieben (Allgäu-Block, GEBRO Verlag Immenstadt, 2. Auflage Februar 2009, ISBN 978-3-938680-12-4, 20,00 €). Fotos zu den verschiedenen Gebieten sowie viele weitere Informationen auch zu Klettermöglichkeiten in der Region bietet die Internetseite des Verlags http://www.gebro-verlag.de